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Looking back - going forward  Februar 2018
Abends U1, U2, am Rathaus steige ich aus. Da steht einer, schaut herum und kennt sich nicht aus. Ich frage ihn, wo er hin muss. Er schaut mich an. Ich sag es anders: Where do you wanna go? Florianigasse, sagt er. Ich sag und bedeute ihm, dass ich da auch hin will und wir gehen gemeinsam.
Where do you come from? Barcelona. Great, the love of my life lives there, she is a Catalan too, erkläre ich ihm. What happend, fragt er. Er meint, seine Freundin habe letzten Freitag Schuss gemacht. Blues ist the healer, sagt Erik Trauner immer und erklär ihm so das Leben. Jener spielt mit seiner Mojo Blues Band im Tunnel! "Wenn´s Euch schecht geht, kummts zu uns, uns geht´s noch schlechter" - denke ich an Erik´s  Sprüche. Mein katalanischer Begleiter meint, der Ex seiner Freundin habe die Beziehung vergiftet. Ich sage ihm, wenn die Liebe groß ist, wird sie irgendwann zurückkehren und erzähe ihm von meinem Leben, als wir auch schon vor dem Lokal eingetroffen sind. Ein Handschlag, eine beiderseitige Verbeugung, zwei Männer trafen und verstanden sich.

Schnellen Schrittes strebe ich die Florianigasse hoch. Der Weg zieht sich. Es ist kurz nach Acht, als ich den Tunnel betrete, ein Lokal, das ich schon als Student regelmäßig besuchte. Das Essen war gut und für Studenten auch bezahlbar.

Der Livekeller zeigt sich bis auf das neue, vermurkste Logo unverändert.

An der Wand die alte Klaviatur, sogar die Poster sind dieselben. Die Kellnerin von vor 30 Jahren ist nicht mehr da und Pizza im Keller gibt´s nicht mehr. Der Saal füllt sich, ganz vorne sitzt ein jüngerer Mann mit Bart, der mir freundich erklärt, ich könne mich zu ihm setzen, er sei alleine. Vor eben diesen gut 30 Jahren saß ich mit Georg aus Maishofen hier, der dem Blues ebenso zugetan war wie ich und schon damals einen Vollbart trug. Seltsam, nicht wahr.
Julian ist aus einem kleinen Nest irgendwo in Vorarlberg und Lehrer für Spanisch. Demasiado corazon. Ein wenig viel Zufall für einen Abend. Ich lasse mir die CD für Georg signieren und sage noch zu Erik, dass er vor 30 Jahren hier solo den Humb dumb dinger gab. Er fragt mich, ob ich Freitag im Louisiana´s bin und ich sage, ich muss auch arbeiten. 

Es sollte auch musikalisch ein denkwürdiger Abend werden, wenngleich der Wirt gleich einmal für die typische Wiener Missstimmung sorgte, als er seine Kellnerin vor den Künstlern anschnautzt, sie dürfe den Musikern dies und das nicht geben. Der Haloumie-Burger, den auch Julian bestellt hatte, war gut, aber kein Vergeich zur Pizza von anno dazumal, dafür die Kellnerin smart und unaufdringlich.
Petra Toyfl betritt den Keller, die Stimme des Abends ist da. Chris4erPeterka sucht wenig später nach dem Wirt und findet ihn schließlich. Irgendwann später erscheint auch Michaela, die ich sonst immer im Louisianas treffe und die mich ein wenig an Popey´s bessere Hälfte erinnert. Die Blues-Kenner wissen längst, was sie erwartet. Der Sound bis ins Detail perfekt, die Band spielt sich warm und spätestens bei der dritten Nummer sind wir angekommen im Blues. Singin in sadness. Mein katalanischer Wegbegleiter wird nicht kommen, er sitzt mit einem Freund beim Wirtn weiter unten in der Florianigassn. Ich sitze mit Julian hier und wir genießen fast ohne Worte den Abend!

Als Zugabe spielen sie Bring me flowers while I´m living, cause I can´t use no flowers when I´m dead. Erik erzählt noch von Umberto und der Bäckerei, aber das ist eine andere Geschichte. Wir lachen Tränen! Julian ist irgendwann gegangen, ich gehe schließlich beseelt von einem familiären Konzert mit Extraklasse alleine durch das nächtliche Wien dieser Tage nach Hause. (Live-Konzert im Tunnel, am Freitag, den 2. Februar 2018 Mojo Blues Band).

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