Erik Trauner - Leben, Natur, Kultur, Chronik

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Erik Trauner

Musik
Grandseigneur des Blues
Mit dem Blues ist es ein wenig wie mit gutem Wein. Richtig gepflegt reift er mit den Jahren und wird immer besser. Inzwischen ist er der Grandseigneur des Blues in Wien. Seine häufigen Solo-Auftritte zeigen die ganze Breite seines Repertoires. Seine unlängst erstmals gesehene neue Slide-Guitar setzt da einen unerwarteten Akzent. Gerne schauen auch andere Künstlerinnen oder Künstler vorbei, wie es in guten Blues-Lokalen üblich ist. Mal Lilly Kern, mal Petra Toyfl, um nur zwei zu nennen. Einen unglaublichen Abend durfte man erleben, als Nick Reynolds (Sohn des Posträubers Reynolds) an einem Solo-Abend launige Kommentare abgab, bevor er schließlich noch zur Harmonica griff, die ansonsten Erik´s Ausflüge in die Eisenbahn-Nostalgie unterstützen. Unvergesslich!
Als dieser Tage der Wirt eines Lokales recht unfein und des Wiener Schmäh´s verlustig gegangen Künstler wie Kellnerin gleichermaßen brüskierte, blieb Erik ganz gelassen! Umso mehr zeugte später der Auftritt der Künstler vom Wiener Schmäh, der eben mit ganz feiner Klinge daherkommt und sich auch dann und wann mit unerwarteter Offenheit Bahn bricht und die geneigte Hörerschaft verzückt, derweil Charlie Furthner fassungslos den Kopf schüttelt und nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll! Gleich drauf dann ein Stück erotischer Blues "for all the ladies in the house!"

Wenn ich darüber nachdenke, was ich an diesem Mann am meisten mag, so ist es seine Lebensfreude, mit der er seiner Harmonica Seele einbläst und den Slides jenen Soul mitgibt, der in seinem Lieblingslied Amazing grace gipfelt, wenn er noch schnell zuvor in Richtung Britta sagt: " und kan Kaffee jetzt bitte!" Soviel Kultur muss sein, in Zeiten der Unkultur allerorten.
Bei Erik ist ein Blues-Abend eine stets farbenreich und authentisch vorgetragene Reise in die Tiefen der menschlichen Seele. Die letzten Jahre klingt er jedoch reifer, berührt mit seinem Wissen über Schicksale und Lebensgeschichten der zumeist schwarzen Blues-Musiker, von denen nur wenige Legenden wurden. Wie sagt er manchmal "den kennan de Wenigsten, weil der is ned früh gstorben!"
Da wurden von den ganz Großen des 20. Jahrhunderts Melodien und Texte für Welthits gestohlen bei einfachen Leuten, die ihre Lieder nach der Arbeit am Feld selbst spielten, von Rechten oder wie man sie einklagt hatten die doch keine Ahnung. "Big Mama Thornton, sie hat ein Leben lang gekämpft für ihre Rechte, weil sie haben  ihn ihr gestohlen. Des war für sie ein ganzes Leben ein Kampf und des hat sie verbittert gemacht, weil es halt ein berühmter Song ist. Es ist ihr wahrscheinlich wahnsinnig viel Geld entgangen. Ist nicht der Einzelfall. Im Blues ist des oft passiert. Ihr kennt´s die Nummer alle". Hound dog, 1952, laut Erik eigentlich  für Petra Toyfl maßgeschneidert, denn das ist "the real thing, that´s the real stuff". Erik gibt solchen Künstlern die Bedeutung zurück und hält ihre Musik am Leben, aber wie! Seine Lieder singen vom Respekt und der Würde dieser einfachen Arbeiter. Wenn er erzählt, wie leicht man in den USA als Schwarzer im Gefängnis landet, klingt das nicht so, als wäre es weit hergeholt.

Mojo Blues Band und die Musik der windy city, der Chicago Blues.
Der Chicago-Blues, den er mit seiner Combo, der Mojo Blues Band seit vielen Jahrzehnten praktiziert, bereichert und ergänzt den musikalischen Bogen, wenn Charlie Furthner als genialer Boogie- & Bluespianist in die Tasten greift, oder wie unlängst im Tunnel sogar die Gitarre zur Hand nimmt, die ansonsten bei Siggi Fassl jedenfalls in den allerbesten Händen ist. Wer Didi Mattersberger am Schlagzeug unerwähnt ließe, der täte einem Rhythmus-Zauberer aller erster Güte schweres Unrecht. Nur zu selten gespielt, aber umso beeindruckender seine Solo-Einlagen, die einen immer staunend aufhorchen lassen. Einmal begann er in ganz anderer Besetzung ein Solo mit einzelnen Takten, die sein perfektes Taktgefühl schlagend unter Beweis stellten. Oft glaubt man, er denkt sich diese Dinge aus, während er sie spielt! Der Bass, natürlich akustisch, kommt so freundlich daher, wie Herfried Knapp selbst! Und wenn der bei seinem Solo im Jazzland unvermutet ganz anders zu Werke geht sagt Erik ganz erstaunt "des hat a nu nie g´macht"!
Vielleicht immer schon seit Rosalie, dem Zydeco-Kracher vor Jahrzehnten, damals mit dem immer noch in Bestform spielenden Christian Dozzler am Akkordeon, pflegen sie auch eine Spielart des Swamp Pop oder Rock´n Roll, wie er gemeinsam mit Johnny Allan und seinem "Promised Land" im Metropol einen Höhepunkt der Band-Geschichte darstellte, wie sie heute selber sagen. Siggi Fassl brilliert hier mit seiner markanten Stimme als stilsicherer Vokalist, der ja auch lange Zeit Countrymusik gemacht hat und mit seinem Projekt der Time Travellers seit einiger Zeit sogar der pedal steel guitar in Wien die Ehre gibt. Jedenfalls erfreulich, dass ganz offen auch andere Stilrichtungen gepflegt werden und inzwischen häufig gewünschte Zugaben wie "bring me flowers" das Programm abrunden! Hier stimmt der Satz "the blues will never die!" und steht gar nicht im Widerspruch dazu!
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