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2004 unterschrieb Landeshauptmann Pröll meinen Dienstvertrag mit grüner Tinte. Ich glaube mich zu erinnern, dass dies seine Art war, Leopold Figl´s Tradition fortzusetzen. Damals studierte ich noch nach einem Semester an der Uni im Winterhalbjahr. An der APAK, der Agrarpädagogischen Akademie, da gab es noch ein paar vermutlich übersehene Bücher aus früheren Zeiten. Zu unserer Belustigung lasen wir da Sätze wie "ein paar Gertenstriche haben noch keinem Hund geschadet" oder "wenn du den Schüler schlägst, dann nicht mit Gegenständen, die dem Unterricht dienen". An sowas erinnert man sich später. Seltsam, nicht wahr. Unvergessen freilich der Tag, an dem mir mein Diplom überreicht wurde. Der leitende Angestellte in einem knallroten Knitterhemd und ansonsten dem Anlass entsprechend gekleidet.

Theresia Hirsch hieß damals eine sehr verdienstvolle und vorbildhafte Fachinspektorin im Schulwesen des Landes Niederösterreich. Wenn ich je wirklich etwas von Bedeutung über Pädagogik gelernt habe, dann vor allem von ihr. Offiziell stand sie jedoch immer in der zweiten Reihe und ein Mann vorne. Jener, der auch beim Junglehrerseminar in Ottenschlag den Ton angab und am Folgetag des Seminares leider selbst unpässlich war. Legendär waren jedoch die Fortbildungen der Niederösterreicher, aber das ist jahrzehntelange Vergangenheit. Diese zu meiner Zeit (2004 bis 2007) dreitägigen Seminare in der letzten Ferienwoche waren stets getragen von hochkarätigen Vorträgen und geselligen Abendveranstaltungen. Ich erinnere mich einmal, im vollen Saal dort in Langenlois aufgestanden zu sein und über die Ausbildung an jener APAK über eine Person berichtet zu haben, die uns Studenten zu Beginn sinngemäß sagte, man sei nach 22 Jahren und ebensovielen Fächern unterrichtsmüde. Der damals für das Land Oberösterreich zuständige Mann, ein gewisser Johann Wahlmüller, kam kurz darauf auf mich zu und fragte mich, ob denn das wirklich stimmte?

Ab 2007 wechselte ich dann ja nach Oberösterreich an jene Schule, die ich selbst einmal besuchte 1979/80. Der Salzburger Agrarlandesrat und ehemalige Studienkollege hatte leider vor dem 5. September dieses Jahres nicht angerufen und ich mich vergeblich jahrelang um eine Stelle an einer Salzburger Fachschule beworben. Als der Anruf dann kam, hatte ich in Oberösterreich bereits einen Stundenplan und eine fixe Zusage. Was dann folgte und folgt, ja darüber kann man nachdenken.

Jener Landesschulinspektor auf meinem zweiten Junglehrerseminar, diesmal in Oberösterreich, sprach: "Recht muss Recht bleiben" und spielte damals auf den Fall Arigona Zogaj an. Wie sich später zeigen sollte, hielt er sich selbst aber weniger genau an ebendiesen Grundsatz. Wie anders konnte es möglich sein, dass er mich einige Zeit später fragen konnte: "Bist Du ein Jägerstätter? Wenn einem der Weg versperrt ist, kann man sich umdrehen und er ist frei!"

Dota Kehr hat einmal in einem Liedtext geschrieben "Der Kopf ist ein Gefängnis, wenn man glaubt, man sieht die Wand - erschlossenes Land". Es ist angerichtet im Lande ob der Enns!

Max Prosa überraschte mich dieser Tage mit einem Weihnachtsgruß, den ich hier gerne teile: (Wien, am 25.12.2021)

Liebe Freunde,

es ist kurz vor Weihnachten und ich will euch hier wie versprochen noch eine kleine und schöne Geschichte erzählen: Im letzten Sommer hat in Saalfeld ein DDR-Lyrikabend stattgefunden an dem ich teilgenommen habe. Ich trug dort die Gedichte verschiedener DDR Lyriker vor, unter anderem welche von Günter Ullmann. Nach der Veranstaltung kam ein älteres Paar zu mir, sie bedankten sich und erzählten dass sie Günter gut kannten. Er hatte es nicht leicht gehabt, schrieb systemkritisch und blieb im Land, für viele eine tödliche Kombination. Günter wurde vom Staatsapparat "zersetzt", hatte mit allem hart zu kämpfen, sein Leben lang. Aber eines, sagten mir die beiden, murmelte er immer in sich hinein. Ein kleines Mantra, wenn draußen alles schlimm und schlimmer wurde war es sein roter Faden: "Liebe siegt".

Diese Geschichte blieb bei mir und als ich Monate später mit der Gitarre in einer Runde saß, kam eine kleine Melodie geflogen und es gesellten sich weitere Worte dazu: "Zeit verfliegt, Hass verbiegt, Liebe siegt." Sascha spielte dazu am Klavier und ich ließ die Gitarre beiseite, wir spielten es für euch in den Konzerten. Ich lief durch die Reihen, sang es vor, ihr sangt den Refrain mit, in jeder Stadt der gesamten letzte Tour. Es war so schön!

Weil ich euch nicht alle ins Studio holen konnte, habe ich drei großartige Sänger gebeten mit mir zu singen: Erik Leuthäuser, Zola Mennenöh und Sophie Grobler. Weil das alles zwar zeitlos aber dennoch irgendwie weihnachtlich wurde, ist es heute erschienen. Seht und hört unten. Macht es euch schön die nächsten Tage. Lasst eure Liebe siegen, überall.

Max

Live mit dabei war ich 2021 im Oxn zu Laufen bei Oberndorf.

DANKE Theresia HIRSCH! Sie waren fachlich TOP und als Mensch ein echtes VORBILD für mich!
Selbst habe ich keinen Hund und selbstverständlich auch weder einen Hund noch einen Schüler je geschlagen. Solche Ratschläge sind jenseitig!
Wie sagte Otto Grünmandl (bei einer seiner letzten Aufführungen in Wien - Ich heiße nicht Oblomov) "offiziell bin ich ein Rindviech, aber privat kenn ich mich aus!"


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